All die in dem Artikel erwähnten Beispiele lenken den Fokus überwiegend auf Produzent:innen und Verarbeiter:innen, die sowohl Bio-Ware als auch konventionelle Ware in großen Mengen verarbeiten. Diese Darstellung wird dem betrieblichen Alltag, der Bio-Branche mit all ihren Erzeuger:innen, Verarbeiter:innen und Vermarkter:innen jedoch nicht gerecht. Der überwiegende Anteil der Branche hält sich strikt an die Vorgaben der Anbauverbände und produziert und vermarktet zu 100% Bio-Ware.
In unserem Betrieb sind beispielsweise alle Erzeuger:innen und Verarbeiter:innen echte Überzeugungstäter:innen, die sich dem Bio-Anbau zu 100% verschrieben haben. Eine Bio-Kontrolle in einem solchen Betrieb ist eine leicht zu lösende Aufgabe: Es muss lediglich die Menge der verkauften Bio-Ware mit der Menge an eingekaufter Bio-Ware übereinstimmen.
Unendlich viel schwieriger wird es jedoch bei Mischbetrieben. Da kann ein wenig erfahrene:r Prüfer:in leicht den Überblick verlieren. Mit Trittbrettfahrer:innen schlagen wir uns daher also herum, seit des die EG Bio- Zertifizierung gibt.
Und dieses durch Mischbetriebe entstehende Risiko, ist sicher einer der größten Mängel in der Bio-Zertifizierung, der in dem genannten Artikel jedoch keinerlei Erwähnung findet.
Die Bio-Zertifizierung deshalb aber in ein zweifelhaftes Licht zu rücken, halten wir für gefährlich. Hier sollte nachgebessert werden. Das würde den Verbraucher:innen und uns, den „100% Bios“ sehr helfen. Da sind wir gerne für mehr Klarheit! Vor allem im Sinne unserer Kunde:innen, die uns vertrauen!
Außerdem lassen wir uns auch deshalb schärfer zertifizieren als die meisten anderen Anbau- und Handels-Betriebe, weil wir dem System der Prüfung und Zertifizierung vertrauen. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie der Biohandel ohne Zertifizierung aussehen würde.
Wir sind darüber hinaus im Verband der Ökokiste organisiert und unterwerfen uns damit einem noch schärferen Prüfregime. Wir lassen uns im Rahmen der Ökokisten-Verbandszertifizierung freiwillig auf weitere Kriterien, wie 100% Bio, 40% Regionalanteil, 60% Anteil an Verbandsware, einem Verpackungskonzept, einem Energiekonzept und bald auch auf das Vorhandensein einer Gemeinwohlzertifizierung prüfen. Das geschieht vor allem deshalb, weil es unserem Wertesystem entspricht, wir uns mit diesem vom konventionellen Lebensmitteleinzelhandel abgrenzen wollen und weil wir unseren Kund:innen 100% ige Sicherheit geben wollen, dass bei uns alles korrekt ist. Aus diesem Grund können wir uns auch sehr sicher sein, dass der in dem Artikel beschriebene „Abokistenbetrieb“ kein Verbandsmitglied ist und sicher auch keines werden wird!
Nach unserer Überzeugung ist der ökologische Landbau unvereinbar mit den konventionellen Handelsstrukturen. Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung braucht es möglichst kleine und regionale Strukturen, die die regionale Wertschöpfung fördern. Das passt nicht in einen Supermarkt!
Think global – buy local! Bei uns geht das!
Ihre Ökokistler vom Bosshammersch-Hof
Dr. Brita-Maresa, Dr. Karl-Heinz, Ruth und David Firsching