es war nicht das erste Mal, dass uns eine Schulklasse auf unserem Hof besuchte, dennoch war ich vorab etwas aufgeregt, als sich kürzlich eine Gruppe der blista ankündigte. Denn diesmal, und für mich zum ersten Mal, würden die Schüler und Schülerinnen blind oder sehbehindert sein. Aber macht das überhaupt einen Unterschied? Ich sorgte mich im Vorfeld darüber, vielleicht etwas Unangemessenes zu sagen, was unsere Gäste verärgern könnte. Zum Glück verflog diese Aufregung, nachdem die Kleingruppe unseren Hof betreten hatte. Ich entschied mich vorher schon dazu, mit meiner Unsicherheit ehrlich umzugehen und lieber den Schüler:innen Gelegenheit zu geben, zu Wort zu kommen. Ich genoss die Offenheit dieser jungen Menschen und fühlte von Anfang an kein Unbehagen mehr. Die Schüler:innen hatten sichtlich Spaß, mir ihre Lebensrealität näherzubringen und saugten mit großem Interesse auf, was ich zum Ökokisten-Alltag zu erzählen hatte. Mir machte es Spaß, die Eindrücke vom Hofleben aus der Warte der Schüler:innen zu erfahren und nahm an diesem Vormittag auch meine eigene Arbeitsumwelt neu wahr. Unsere Ökokiste mit dieser Gruppe zu entdecken bedeutete, mit offenen Ohren durch die Packhalle zu streifen und seine Wahrnehmung für andere Sinneswelten zu öffnen. Wir lauschten, wie es klingt, wenn meine Kolleg:innen für Euch Nudeln aus Kartons packen, Gläser in Kisten stapeln und auch, wie es sich anhört, wenn die vollen Kisten über unsere Rollbänder sausen. Und wie die Rollis über den gepflasterten Hof klackern, während unser Lieferwagen in Richtung Kundschaft aufbricht. Diese neue Perspektive war für mich ebenso spannend wie das Konzept Ökokiste für die Schüler:innen, und so verging die Zeit wie im Flug. Wir hatten einander viel zu erzählen und ebenso beiderseitig viele Fragen. Die Schüler:innen erklärten mir beispielsweise, dass sie beim Einkaufen im Supermarkt eine Einkaufshilfe nutzen. Eine Einkaufshilfe ist ein:e Supermarktmitarbeiter:in, die sehbehinderten Personen auf Nachfrage während des kompletten Einkaufs zur Seite steht. Ich berichtete den Schüler:innen, dass auch wir einige blinde Kund:innen haben und welche Herausforderungen wir im Alltag meistern, um diesen Kund:innen ein angenehmes und sicheres Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Zum Beispiel vereinbaren wir mit ihnen, dass bestimmte Produkte in eine Papiertüte gepackt werden, damit sie diese beim Empfangen ihrer Kiste voneinander unterscheiden können. Konkret heißt das, dass die Zitrone oder eine bestimmte Apfelsorte in einer Papiertüte landet und die Saftorange und eine weitere Apfelsorte lose in die Kiste gepackt werden. So kann unser Kunde den Unterschied zwischen Zitrone und Orange und verschiedenen Apfelsorten zu Hause ertasten. Des Weiteren ist sehr wichtig, den Abstellort der Kiste für unsere blinden Kunden penibel zu notieren und einzuhalten, denn eine Kiste, die unbemerkt vor einer Treppe oder mitten im Hausflur abgestellt wurde, kann schnell zu einer gefährlichen Stolperfalle werden.
Onlineshop als Einkaufshilfe
Aber wie steht es eigentlich um unsere Einkaufshilfe? Ich fragte eine Schülerin danach und mit Erlaubnis der Lehrkräfte zückte sie ihr Smartphone und startete einen Versuch, bei uns online einzukaufen. Wir bekamen Potenzial aufgezeigt, wie wir den Shop noch barrierefreier gestalten können. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an, zumal wir unseren Shop ohnehin gerade überarbeiten.