Obstanbau auf dem Zuckerhang
Zwischen Marburg und Gießen, ganz in der Nähe von Grünberg im malerischen Queckborner Feld, liegen 1,5 Hektar idyllischer Obstanbau.
Hubert Junker baut hier insbesondere Tafeltrauben an, aber auch Zwetschgen, Birnen, Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren und Quitten.
Geboren und aufgewachsen auf einem Demeter-Betrieb in Queckborn, nur 40 km von Großseelheim entfernt, lernte Hubert Junker von klein auf was Biolandbau bedeutet. Er vertiefte sein Wissen während seines Landwirtschaftsstudiums in Witzenhausen und sammelte anschließend viele Erfahrungen in Kanada. Von dort hat er viele spannende Ideen in die Heimat mitgenommen, vor 12 Jahren startete er auf ehemaligen Ackerböden seinen Obstanbau. Wunderschön am Hang gelegen und in Waldnähe, mit einem tollen Ausblick über den Taunus und den Vogelsberg, wachsen jetzt 13 verschiedene Sorten Trauben auf etwa 1 ha Weinbau.
Dort setzt Hubert Junker auf „Piwis“, auf pilzwiderstandsfähige Sorten, ein Ergebnis Jahrzehnte währender Züchtung. Ziel dieser Sorten ist die Kombination aus den krankheitsresistenten, amerikanischen Reben und deren Reblausresistenz mit den guten Weinqualitäten der europäischen Sorten. Mit der Verwendung dieser Sorten entfällt bei Hubert Junker jegliche Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Er setzt auch auf einen schwefelfreien Anbau und orientiert sich damit an den Demeter-Richtlinien.
Besondere Anbaumethode: "Perma green dynamic system"
Unter den Weinreben liegt eine dicke Schicht Mulch, so dass der Boden deutlich feuchter bleibt, was insbesondere im trockenen Hochsommer Bewässerung einspart und im Winter den Boden nicht auskühlen lässt. Die Bodenorganismen können dadurch nahezu an 365 Tagen im Jahr aktiv sein und sorgen für einen krümeligen, gut durchlüfteten, wasseraufnahmefähigen und CO2 bindenden Boden mit allen Nährstoffen, die sie und die Pflanzen zum optimalen und gesunden Gedeihen benötigen. Durch so wenige Eingriffe wie möglich in das System aus Boden, Wasser, Luft und Licht gibt man allen am Ökosystem beteiligten Organismen verlässliche Faktoren, so dass sie in Ruhe effizient arbeiten können. Diese Anbaumethode, bei der man einen reichen Ertrag bekommt und gleichzeitig Umwelt und Klima schützt, nenn man "Perma green dynamic system". Die Kunst dabei:
"Man muss das Rad in Schwung halten, ohne viel an den Schrauben zu drehen. Man gibt die Möglichkeit zur Selbstregulation." (Hubert Junker)
Und was ist dafür nötig?
- ein Wechsel aus "Geber-" und "Nehmer"-Streifen, sprich Grünstreifen, auf denen z.B. Kleegras wächst und Braunstreifen, auf denen die Traubenstöcke wachsen und auf die der Schnitt der Geberflächen als Mulch gegeben wird
- Verzicht auf Bodenbearbeitung, wie Umbrechen oder Befahren mit schwerem Gerät, da dies das System der Bodenorganismen für Monate zerstört und die Böden verdichtet. Selbst das Betreten der Geberstreifen ist tabu - auch die Hunde lernen das von klein auf.
- Niemals "nackter" Boden, sondern immer Bodenbedeckung, was der Erosion der Böden entgegenwirkt. Herzstück dabei sind:
- dicke Mulchschichten, die die Verdunstung aufhalten, so dass nur 1/3 des Wassers benötigt wird, das ansonsten über Bewässerung hinzugeführt werden muss. Regen kann an Ort und Stelle versichern und damit gehen keine Nährstoffe verloren. Gleichzeitig gleicht die Mulchschicht Temperaturunterschiede aus und sorgt für gesunde, aktive Bodenorganismen. Diese wieder sorgen für einen krümeligen, humushaltigen Boden, der alles bereithält, was die Pflanzen benötigen.
- Gründungung mit Kleegras, Ackerbohne, Roggen, Steinklee, Blühmischungen
- Vielfalt durch Kulturen von Kartoffeln, Erdbeeren, Wirsing, Lauch, Rhabarber und auch Rosen innerhalb der Grünstreifen
- das Schaffen eines ganzheitlichen Ökosystems mit Biotopen für Insekten, Mäuse, Eidechsen, Greifvögel, Rebhühner
„Ich arbeiten mit Erde, Wasser, Luft und Licht. Zu Beginn des Jahreslaufes mit Erde und Wasser, gegen Ende mit Luft und Licht. Die Pflanze bekommt so immer genau das, was sie gerade braucht, um gesund zu wachsen und zu gedeihen. Gleichzeitig speichert der Boden auf diese Weise CO2 aus der Atmosphäre. - 50% des CO2 in der Atmoshäre kommt durch intensive, flächige Bodenbearbeitung zustande. Eine gescheite Systemveränderung wäre notwendig. Die flächige Bodenbearbeitung, auch im Biobetrieb, verhindert den Zustand von Ruhe. Nur mit Ruhe kann sich ein wertvoller Humus bilden, weil die Bodenorganismen alles bekommen, was sie benötigen. Gerade Bodenluft ist existenziell für Bodenorganismen, Verdichtung durch Bearbeitung ist kontraproduktiv, ebenso wie unbedeckter Boden, weil es zu Erosion führt. Das Prinzip der Permakultur setzt da an: Man verliert nichts im System sondern akkumuliert und erreicht so ein günstiges Mikroklima für die Pflanze durch das Gesundhalten ihres Lebensraumes." (Hubert Junker)
Wir können hautnah erleben, wie wichtig Hubert Junkers Einsatz für Diversität und Umweltschutz ist. Wir fühlten uns auf dem Zuckerhang angesichts der Agrarsteppen in der Ferne wie im Paradies - und die angelockte Insektenvielfalt in den Reihen aus Blühstreifen und Kulturstreifen bei unserem Besuch war beeindruckend!
Wir freuen uns, dass Huberts Hubers Anbau im wahrsten Sinne des Wortes „Früchte trägt“ und wir Euch Trauben und Birnen von seinem Zuckerhang anbieten können.